Hellblade Senua´s Sacrifice


Ein Wort der Warnung.

Hellblade ist nichts für Menschen mit einem schwachem Gemüt.

Dieses „Game“ ist nicht dafür gedacht uns Gamern Spaß zu machen.

Es fordert uns heraus.

Nicht Mechanisch sondern auf einer Psychischen Ebene.

Stress, Furcht, Panik, das sind die Empfindungen mit denen wir konfrontiert werden.

Hellblade ist in meinen Augen kein Game, es ist eine Mentale Belastungsprobe, ein Erlebnis welches uns schwer im Magen liegt und uns das Atmen erschwert.

Seid gewarnt.

Dieser Text kann selbstverständlich auch Spoiler enthalten.

 

Ich streife durch den Wald, allein.

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Allein?

Nein die Stimmen sie sind bei mir.

Das waren sie schon immer.

Einige Hilfreich andere weniger, doch sind sie meine treuen Begleiter.

Ich sehe ein Tor, mächtige Runen verwehren mir den Durchgang.

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Die Stimmen verhöhnen mich, treiben mich an, machen mir Mut.

Runen … wo hab ich das schon mal gesehen?

Hier, aus diesem Winkel sind sie zu erkennen.

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Die Stimmen flüstern in meinen Ohren.

Sie warnen mich, kann ich ihnen trauen?

Das Tor, es öffnet sich.

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Ein unscheinbarer Raum liegt dahinter.

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Ich trete ein.

Die Stimmen sie werden lauter, schreien mich an.

Kehre um!

Etwas stimmt hier nicht!

Du solltest nicht hier sein!

Das Adrenalin steigt, mein Herz schlägt laut in meinen Ohren.

Es übertönt alles.

Alles? Nein, die Stimmen brüllen lauter.

Schatten legen sich auf die Umgebung, kriechen die Wände empor.

Mein Sichtfeld verengt sich, meine Kehle schnürt sich zu.

Der Schrecken, ich erwarte ihn.

Wo ist er?

Ich bin bereit!

Nein bist du nicht, flüstern die Stimmen.

Zitternd greife ich zu meinem Schwert.

ACHTUNG!

Eine Klinge saust aus den Schatten auf mich herab.

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Ich springe zur Seite.

Die Schatten verdichten sich.

Ein Alptraum schält sich aus der Finsternis.

Halb Mann, halb Unlicht.

SCHLAG ZU! Dröhnt es in meinem Kopf.

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Ich hole zum Schlag aus, versenke meine Klinge in seinem Leib.

Das Ding, es weicht zurück.

Du kannst es schaffen. Rufen die Stimmen ekstatisch.

Ich hiebe weiter auf es ein.

Schlag um Schlag, bis es zu Boden geht.

Ein Sieg!

Doch liegt mir der Schatten noch schwer auf der Brust.

HINTER DIR!

Die Stimmen überschlagen sich.

Etwas, wohl ein Knüppel trifft mich, schickt mich unsanft zu Boden.

Schmerz, Zorn und Ohnmacht Kämpfen um die Kontrolle in mir.

Das Wesen, es setzt nach, zielt auf meinen Kopf.

Ich Rolle zur Seite.

Knapp verfehlt es mich.

Ich lebe, zumindest für den Moment.

Das Crescendo in meinem Kopf wird unerträglich.

Ich beiße mir auf die Zunge, hoffe auf die Klarheit des Schmerzes.

Vergeblich.

Immer mehr Gestalten steigen aus den Schatten hervor.

Konzerntrier dich. Raten mir die Stimmen.

Bebend Atme und versuche meinen Atem zu beruhigen.

Langsam Atme ich ein und wieder aus.

Die Sicht wird klarer.

Eine Ruhe legt sich über mich.

Ich sehe meine Feinde klar vor mir.

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Ein schneller Hieb, ein Wuchtiger Schlag.

Ein Unwesen nach dem anderen verbanne ich an den Ort ihrer Herkunft.

Das Letzte Ungetüm fällt, sein Körper zerfällt zu Schatten und Staub.

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Schlagartig ziehen sich die Schatten zurück.

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Ich stehe alleine mit meinem Schwert in der Hand.

Keine Spuren deuten auf den Kampf hin.

War das Real?

Ich weis es nicht.

Die Stimmen sie widersprechen sich, drängen mich weiter, fort von hier.

Es ist zu viel, ich halte es nicht aus.

Fernes Gelächter dringt an mein Ohr.

Kommt es von da hinten?

Nein.

Es kommt von mir.

Warum lache ich?

WARUM LACHE ICH!

Etwas zerbricht in mir.

Ich kann nicht mehr.

DU BIST SCHWACH! Dröhnt es in meinem Kopf.

Tränen füllen meine Augen.

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MACH DAS ES AUFHÖRT! Schreie ich ins Nichts.

Plötzliche Stille umschließt mich.

Das Licht, es verlöscht.

Ich bin allein.

Ich heiße die Finsternis willkommen.

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Ein Funken, nein, eine leise Erinnerung flackert im Nichts.

Dillion.

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Ich atme langsam, spüre wie mein Brustkorb sich hebt und senkt.

Dillion, ich werde dich finden. Sage ich zur mir selbst.

Das Licht kehrt zurück.

Mein Entschluss steht fest.

Ich werde dich finden, auch wenn der Preis dafür meine eigene Seele ist.

 

Was ich hier geschrieben habe soll Senua´s Reise beschreiben, doch ist sie nicht die einzige die diesen Pfad beschreitet.

Wir als Gamer gehen diesen Pfad mit ihr, nicht unbedingt an ihrer Seite, eher beschreiten wir diesen Weg durch Sie.

Mit jedem Schritt versucht das Game uns tiefer und tiefer in seine Welt zu ziehen.

Wie Hunderte Hände die uns mit hinab in den Wahnsinn ziehen.

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Hellblade ist eine Erfahrung der keine Review jemals gerecht werden kann.

 

Es erfüllt uns mit Angst, Zorn und Verzweiflung, aber es zeigt uns auch die Kraft die einem jedem von uns inne liegt.

Was bleibt nach dem Tod der Hoffnung?

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Nur das Licht in uns selbst.

Dieses Licht ist stark und kann viel überstehen, doch kann es flackern wie eine Kerze im Wind.

Behütet dieses Licht gut und lass es nicht erlöschen, denn es ist der Kern von dem was wir sind.

 

Wie schafft Hellblade diese Gefühle in uns auszulösen?

Durch eine Kombination aus Ton und Bild.

Die Bilder, Umgebungen, Gegner und Senua selbst sind ausgezeichnet.

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Nicht unbedingt das was wir als Gut bezeichnen würden, da es schon dann und wann matschige und verschwommene Texturen gibt, doch passt es perfekt zu dem Artstil und der Stimmung die dieses Game vermitteln will.

 

Unterstützend kommt der Sound dazu.

Es ist kein richtiger Soundtrack obwohl Musik eine wichtige Rolle spielt.

Es sind die Ambiente Sounds, das Rauschen der See, das Donnern des Unwetters, das Knarren des Holzes, das Lied Valravn´s, welche uns in diese Welt abtauchen lassen.

Die Stimmen in Senua´s Kopf dienen uns als Führer in diesem Umfeld.

Dutzende Stimmen rufen zugleich.

Warnungen, Hinweise, Zweifel, Irreführungen.

Sie scheinen von überall zugleich zu kommen.

Manche dieser Stimmen sind uns vertraut das sie Senua´s eigene sind, doch manch sind Fremd.

 

Druth, unser Mentor der noch aus dem Grabe heraus uns Weisungen gibt und uns die Kultur der Nordmänner näher bringt.

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Dillion, ihr Verlobter, der uns die Kraft gibt in aussichtslosen Zeiten weiter zu machen.

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Galena, ihre Mutter, die ihr erklärt wie die Welt ist und Zynbel, ihr Vater, der wie eine Schlange ihren Geist vergiftet und ihre Selbstsicherheit zerstört.

 

Die Stimmen sind alle ein Teil von ihr.

Wie Senua lernen auch wir mit diesen zu Leben und auf ihre Weisungen zu hören.

Die Kombination aus all diesen Elementen erschafft eine Atmosphäre, so dicht dass uns dies Game weiterhin heimsucht, auch nachdem wir es schon lange beendet haben und uns unserem Realem Leben widmen.

Noch nie hatte ich bei einem Game so eine Abscheu weiter zu spielen.

Es war mir kaum möglich länger als 1 Stunde am Stück in dieser Welt zu stecken da ich Körperlich und Geistig darauf reagierte.

Glücklicherweise haben wir es hier mit nur 8 Stunden Spielzeit zu tun.

Auch wenn dies auf den ersten Blick nach sehr wenig klingt, so war ich dankbar dafür diesen Qualen nicht noch länger ausgesetzt sein zu müssen.

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Eine leichte Paranoia begleitete mich noch einige Tage nach ende des Games und mein Herz raste wann immer der Stress zu viel wurde.

Besonders in der Finsternis, durch die wir im späteren teil des Spiels wandern müssen, war Dillion nicht nur für Senua der Anker der Vernunft, nein, ich selbst musst mich an seine Stimme klammern um nicht einfach alles hinzuschmeißen und aufzugeben.

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Selbst durch das Gameplay an sich wurde hier die Atmosphäre verdichtet.

Illusionen welche uns eine andere Perspektive der Welt um uns herum gewährten.

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Runen die uns den Weg versperrten und vor allem der Kampf, welcher zwar nicht unglaublich schwer ist, mir aber dennoch alles abverlangt hatte.

Der Druck und Stress dieser Konfrontationen erreicht seinen Gipfel in den Momenten in denen uns klar wird das wir nicht unsterblich sind.

Ein Tot bedeutet wenig, doch sollten wir oft genug unterliegen, so dürfen wir unsere Reise von vorne beginnen.

Dieses ist mir zwar nicht passiert, dennoch reicht alleine die Vorstellung um mich anzutreiben.

Einzig wenn ich den Rechten Trigger des Controllers drückten und so eine Art Slow Motion auslösten fühlte ich mich mächtig, zumindest bis zum ersten Berserker.

Abschließend muss ich gestehen, dass ich mir noch immer nicht Sicher bin ob Hellblade eine gute Idee war.

Für die Gaming Industrie war es ein Segen, da Ninja Theorie bewiesen hat das es möglich ist ein Game auf AAA Niveau zu produzieren ohne unzählige Millionen in die Produktion zu stecken.

Sie zeigten Firmen wie EA, Ubisoft und Activison dass ein Game auch ohne massives Marketing Beachtung findet wenn es nur gut genug ist.

Doch aus der Perspektive von uns Gamern ist Hellblade gefährlich.

Es zeigt uns eine Welt in der Menschen mit Psychosen jeden Tag leben und es ist durchaus in der Lage auch in uns unerwünschte Reaktionen hervor zu rufen.

Ich werde Hellblade empfehlen, doch nicht ohne Warnung.

Dieses Game ist nicht für Jedermann und sollte somit auch nur von Menschen in einem Stabilen Psychischen Zustand gespielt werden.

Im Rahmen der Entwicklung wurden Menschen mit Echten Psychosen und Geistigen Erkrankungen mit ins Boot geholt, was das Empfundene hier umso realistischer macht.

Für alle die noch immer weiter lesen gibt noch eine kleine Empfehlung.

Spielt es alleine, im Dunkeln, mit guten Kopfhörern und was immer ihr tut schaut euch auf keinen Fall die „Doku“ im Game an bevor ihr es durch habt, da diese Spoiler schlagartig die Spannung aus dem Spiel nehmen.

Benk